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Wachs in meinen Händen
November 19, 2023 @ 19:00 - Januar 6, 2024 @ 15:00
oDer Titel unserer Ausstellung weisst vordergründig auf zweierlei Dinge hin:
– auf das Medium bzw. die Materie einer alten Kunstform, und damit auch die lange Geschichte der Enkaustik;
– sowie auf die manuell gestalterische Arbeit, die mit Enkaustik-Malerei und ihrer schwierigen, anstrengenden technischen Anwendung mit den heissen, flüssigen Wachs-Farben verbunden ist.
Und “Anstrengung” ist ein Wort, das Magdalena Grandmontagne oft in der Bescheibung ihrer Kunst benutzt: sie hat die Enkaustikmalerei nun seit etwa 7 Jahren zum Schwerpunkt ihres kreativen Körperseinsatzes gemacht hat.
Ihre Prämisse aber, die sie von dem französischen Maler Pierre Soulages übernommen und für sich abgeändert hat, lautet:
„C’est en travaillant que je comprend ce que je fais.”
Die malerische und konstruktivistische Arbeit mit dem Wachs macht den Ausgang des Prozesses oft ungewiss, performativ undeterminiert, und damit auch magisch-animistisch. Das heisse Wachs, mit den beigemischten Pigmenten, fliesst. Wie in den Sfumato Arbeiten schwebt die Landschaft, transluzid in einer Art magischen Nebel, sich unseren Blicken entwendend.
Das Entwenden ist eine herausfordernde ästhetische Technik in den Werkzyklen der Grandmontagne: Sie entzieht sich unserer Fähigkeit zu lesen und „Landschaften“ wiederzuerkennen. Gleichzeitig materialisiert sie Empfindung, ja Leidenschaft. Ihre „Unerhörten Gebete“ (Wachsbücher) sind geheimniscoll versiegelte Botschaften an die Menschen, die sich an die Tropfenhöhlen ihrer Palimpseste und diese verschlossenen Wissensverdichtungen, also Dichtungs-Kompositionen, heranwagegen, sich zutrauen, sie anzufassen.
(J. Birringer – Notizen eines Gesprächs im Studio der Künstlerin in Beckerholz, 19, Oktober 2023)